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Grundrisse mit Patio oder Atrium

Bildungseinrichtung mit Atrium

Bildungseinrichtung mit Innenhof. Bild: Copyright Envato Elements

Einst plätscherten Brunnen in maurischen Innenhöfen leise vor sich hin und römische Familien empfingen in den von filigranen Säulen umringten Innenhöfe ihre Gäste. Die Rede ist von Patios und Atrien. Diese Bauweise entspricht in der Gegenwart weiterhin eher dem südländischem Architekturgeschmack, findet aber langsam auch immer mehr Beachtung in deutschen Breitengraden. Wir haben zu diesem Themenschwerpunkt alles Wichtige zusammengetragen: Die Definition der Begriffe, Klärung der geografischen und historischen Hintergründe, Erläuterung der Bauweise und diverse Grundriss- sowie Bilder-Beispiele.

Definition

Der Begriff Patio stammt aus der spanischen und portugiesischen Sprache. Dabei handelt es sich um einen rechteckigen Innenhof eines Wohngebäudes, der teilweise überdacht und teilweise nicht überdacht ist. Zu ihm öffnen sich die Wohnräume.

Der Begriff Atrium ist aus der römischen Architektur bekannt und stellt ebenso einen zentralen, rechteckigen Raum innerhalb eines Wohngebäudes dar, der über eine Öffnung im Dach belichtet wird. Zusätzlich ist der Begriff Atrium auch im Zusammenhang mit christlichen Basiliken geläufig, wobei hierbei der Vorhof zu diesem Gotteshaus gemeint ist. Dieser Vorhof ist anders als das Wohnhaus-Atrium nicht zentral, sondern im Westportal dem Hauptgebäude vorgeordnet.

Wichtig: Beide Begriffe sind mit Innenhöfen gleichzusetzen, die jedoch unterschiedliche architektonische Gestaltung und geschichtlichen Hintergrund aufweisen.

Geografische und historische Hintergründe

Patio

Dieser Innenhof war und ist in Spanien und teilweise Portugal weit verbreitet – egal ob kleiner Wohnhaus-Patio in Andalusien oder weitläufige Stadtpalast-Patios in Katalonien. So werden in Córdoba beispielsweise jährlich die schönsten Innenhöfe gekürt. Auf Mallorca gehören historische Patios sogar zum Kulturerbe der Stadt Palma de Mallorca. All dies zeugt davon, dass sie einen zentralen Mittelpunkt in Wohn- und Stadtpaläste darstellten, in denen sich das soziale und wirtschaftliche Leben abspielte. Insbesondere in herrschaftlichen Gebäuden spiegelte sich dadurch der gesellschaftliche Stand des Bauherrn/der Bauherrin wider. Die Innenhöfe weisen heutzutage vielseitige Einflüsse auf, wie die der römischen Architektur, aber auch arabische Stilelemente aus der Zeit der Mauren tragen zu facettenreichen Patios bei.

Patio eines Stadtpalastes

Patio eines Stadtpalastes. Bild: Copyright Envato Elements

Atrium in einem mediterranen Haus

Atrium in einem mediterranen Haus. Bild: Copyright Envato Elements

Atrium

Dieser Innenhof erfreute sich während des Römischen Reiches (8. Jahrhundert v. Chr. und 7. Jahrhundert n. Chr.) großer Beliebtheit. Es wurde in erster Linie als Aufenthaltsraum der Hausbewohner genutzt, aber auch als Standort für eine Feuerstelle bzw. einem Herd. Es wird angenommen, dass sich der Begriff “Atrium” aus dem lateinischen Wort “ater” ableitet. Dies bedeutet rauchgeschwärzt und steht sinnbildlich für die rußigen Decken von überdachten Atrien. Das Atrium diente damals aber auch als Speiseraum oder als Arbeitsraum für die Frauen. Zusätzlich diente der Innenhof zur Wassergewinnung – beispielsweise dann, wenn das Regenwasser, das auf die zum Mittelpunkt des Atriums geneigte Teilbedachung fiel, gesammelt und weiterverwendet wurde.

Bauweise

Bauweise südländischer Patios

Diese Bauweise zeichnet sich dadurch aus, dass grundsätzlich rechtwinklige Innenhöfe mittig im Gebäude angeordnet sind. Um diesen Innenhof herum ist entweder ein Säulengang mit Halb- oder Korbbögen angeordnet oder unmittelbar bodentiefe Fenster als Zugang zu den Räumlichkeiten.

In mehrgeschossigen Häusern mit Innenhof wurde das Erdgeschoss für repräsentative Zwecke benutzt oder für die Räumlichkeiten der Bediensteten, sowie die Lagerung von Haushaltswaren. Eine offene, am Rand des Patios gelegene geschwungene Treppe führt in das erste Stockwerk – genannt ‘planta noble’ (nobles Stockwerk). Dort waren die Wohnräume der Familie angeordnet, die über einen umlaufenden Laubengang erreichbar waren. Mittige Freitreppen kamen dagegen eher in adeligen Stadtpalästen zum Einsatz und zeugten von der Macht und dem Reichtum seiner Besitzer:innen.

Bauweise des römischen Atriums

Gemäß des antiken römischen Architekten Vitruv wird zunächst in solchen Atrien ohne und mit Öffnung und anschließend zwischen drei verschiedenen Konstruktionsarten unterschieden:

  • Atrium tucanicum (etruskisches Atrium): Eine Bauweise, die gänzlich auf Stützen oder Pfeiler der umschließenden Räume verzichtet und stattdessen waagerechte Balken als tragende Elemente verwendet.
  • Atrium tetrastylicum: Der Innenhof wird von vier Säulen umringt, die jeweils an den Ecken angeordnet sind.
  • Atrium corinhicum (korintisches Atrium): Hier wird der Innenhof von mehr als vier Säulen oder Pfeilern umgeben und das umliegende Dach dadurch getragen.

Bauweise moderner Grundrisse

In öffentlichen, mehrgeschossigen Bauten kommen Patio oder Atrium eine zentrale Rolle zu, z.B. als Lichthof für die ringsherum liegenden Büro- oder Geschäftsräume oder als großzügige Lesefläche in Bibliotheken oder Bildungseinrichtungen (siehe erstes Beispielbild).

Anders sieht es bei der Bauweise für Einfamilienhäuser aus – dort werden diese Elemente meistens bei ebenerdigen Gebäuden wie beispielsweise Bungalows eingesetzt und als freie Wohnraumerweiterung genutzt. Dabei ist zwischen einem geschlossenen und offenen Innenhof zu unterscheiden, wie in folgenden zwei Grundriss-Beispielen deutlich wird:

Grundriss mit geschlossenem Innenhof

Hier können die Wohnräume entweder direkt am Innenhof liegen oder aber durch einen Flur getrennt davon. Besonders eignet es sich für Grundrisse, die eine direkt angrenzende Nachbarbebauung haben, um somit eine angemessene Belichtung für alle Räumlichkeiten zu gewährleisten.

Oftmals wird dieser Innenhof als Wohnraumerweiterung genutzt, um bei gutem Wetter das Wohnleben nach draußen zu verlagern.

Grundriss mit geschlossenem Innenhof
Geschlossener Innenhof als Wohnraumerweiterung

Beispiel eines geschlossenen Innenhofs als Wohnraumerweiterung. Bild: Copyright Envato Elements

Grundriss mit offenem Innenhof

Bei der halboffenen Bauweise ist der Innenhof an mindestens drei Seiten von Wänden bzw. bodentiefen Fenstern umgeben. Dadurch fallen die Wege von einer Gebäudeseite zur anderen doch recht weit aus, weswegen eine sinnvolle Aufteilung der verschiedenen Wohnräume gut durchdacht sein sollte.

Der halboffene Innenhof dient oft als Gartenersatz, kann aber auch als eine besonders geschützte Terrasse konzipiert werden.

Grundriss mit offenem Innenhof
Offenrn Innenhof mit Pergola und Terrassenplatten

Beispiel eines offenen Innenhofs mit Pergola und Terrassenplatten. Bild: Copyright Envato Elements

Gut zu wissen: Für die Wohnflächenberechnung nach Wohnflächenverordnung WoFlV bedeutet dies, dass die Flächen – egal ob im offenen oder geschlossenen Innenhof – mit festem Bodenmaterial ausgelegt sein müssen (Steinplatten mit verdichtetem Untergrund, wie im Beispielbild, oder Holzdielen mit Unterkonstruktion, etc.) und zum Aufstellen von Tischen und Stühlen geeignet sein müssen. Nur dann wird die Fläche mit 25 oder 50 Prozent zur Wohnfläche hinzugerechnet. Begrünte Innenhöfe gelten als Garten und zählen nicht zur Wohnfläche.

Hat Sie dieser Beitrag inspiriert? Kommt ein Grundriss mit Innenhof für Ihre Wohnansprüche in Frage? Dann beraten wir Sie gerne bei der Erstellung Ihres ganz persönlichen Grundrisses – kontaktieren Sie uns dazu einfach.

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Autor

Nathalie Pfeiffer

Fachjournalistin und Bauingenieurin

Dieser Artikel hat die Nummer:

F021